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Unterkirche

Zerstörung und Neubeginn in einem Gewölbe

Die in der Form eines griechischen Kreuzes angelegte Unterkirche wurde am 21. August 1996 geweiht und diente schon vor der Eröffnung der eigentlichen Kirche vielfältigen Zwecken: Zwischen 1996 und 2005 diente die Unterkirche als Kirchraum. Hier fanden Gottesdienste, Andachten und ökumenische Abendgebete statt. Auch Konzerte und Kirchenführungen konnten die Menschen in der Zeit des Wiederaufbaus der Frauenkirche hier erleben. Augenfällig war und ist der monumentale Altarstein. Dieser wurde von dem in Indien geborenen jüdischen Künstler Anish Kapoor aus schwarzem irischem Kalkstein gefertigt.

Die Tradition der Abendgebete und der künstlerischen Nutzung der Unterkirche lebt weiterhin fort. Davon abgesehen ist die Unterkirche allerdings zum Ort der Stille, der persönlichen Andacht und des Gebets geworden. Dazu wurden die fünf Kapellen vom Berliner Bildhauer Michael Schoenholtz künstlerisch gestaltet und thematisieren auf vielfältige Weise Zerstörung und Neubeginn.

Unterkirche

Altarstein von Anish Kapoor

Dass es in den zu einer Unterkirche umzugestaltenden früheren Grufträumen der Frauenkirche einen Altar geben solle, stand bereits zu Beginn des Wiederaufbaus fest. Bald wurde Anish Kapoor mit der Gestaltung beauftragt. 1954 in Mumbai als Sohn eines indischen Hindu und einer irakischen Jüdin geboren, wuchs er zwischen Kulturen und Religionen auf und zog daraus Inspiration und Kraft.

Kontroverser diskutiert wurden Material und Form. Um als eigenständiges neues Element erkennbar zu sein, schlug Anish Kapoor Kalkstein vor. Dieser Naturstein aus dem irischen Kilkenny ist in seiner unbearbeiteten, natürlichen Form mattgrau und grob, kann aber durch eine spezielle Bearbeitung auch poliert und tiefschwarz erscheinen. Für den Altar der Unterkirche kombinierte Kapoor schließlich beides. Die Altarmensa gestaltete er als glatte Fläche mit einer markanten trichterförmigen Vertiefung. Die Seiten beließ er naturhaft rau.

Im Mai 1996 erreichte der Rohstein die Baustelle. Kurz vor dem Schließen des Hauptgewölbes der Unterkirche wurde der 11 Tonnen schwere Block mit einem Kran hinabgelassen. Im Juli begann Anish Kapoor dann mit den künstlerischen Arbeiten. In den Dienst gestellt wurde der Altar am 21. August 1996 mit der Weihe der Unterkirche. Landesbischof Volker Kreß ging in seiner Predigt auch auf die Mehrdeutigkeit des zu diesem Zeitpunkt noch unfertigen Monolithen ein. Er provoziere zum Nachdenken, verdeutliche aber, was zur Tiefe unseres Glaubens gehört. Man könne ihn als an die Erde gelegtes Ohr verstehen, »auf der Suche nach Herztönen in einer herzlosen Zeit«. Oder aber umgekehrt als »Verstärker, der die Rufe aus der Tiefe an Gottes Ohr bringen möchte«. Welche Gedanken kommen dir, wenn du den Altarstein siehst, ihn umrundest, ihn berührst?