Frieden
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Erfahrungsweg

Was hat ein Silberschmied mit Versöhnung zu tun?

„Bis zu zehn Stunden am Tag verbrachte ich bei großer Hitze in meiner Werkstatt, acht Monate lang. Den Stahl und das Kupfer des Kreuzes hämmerte ich nach den alten Schmiedetechniken des 18. Jahrhunderts. Am Ende legte ich drei Schichten Blattgold auf, eine Schutzhülle für die Ewigkeit.“

Alan Smith

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Wie wertvoll ist das Gold, womit das Turmkreuz überzogen ist?

Was bewegte den englischen Silberschmied Alan Smith zu einer solch passionierten Arbeit?

59 Jahre zuvor, 1945, hatte Alan Smith’s Vater das noch intakte Turmkreuz der Frauenkirche gesehen – bevor er aus dem Flugzeug der Royal Air Force die fatalen Bomben auf Dresden fallen ließ. In Dresden wurden nicht nur wichtige militärische Ziele zerstört, auch tausende Zivilist*innen wurden Opfer des Angriffs auf die Stadt. Im Ausstellungsraum in der Unterkirche kannst du dir Bilder davon anschauen, wie der Trümmerhaufen der Frauenkirche vor dem Wiederaufbau über Jahrzehnte das Stadtbild prägte. An der Nordseite vor der Kirche findest du auch Überreste der alten Kirchruine.

Schwerwiegendes Erbe

Die Erfahrungen von Alans Vater prägten auch Alan selbst: „Das Bewusstsein dessen, was im Krieg tatsächlich geschehen war, ließ ihn nach den Angriffen auf Dresden nie wieder los. Zeitlebens verfolgten ihn die Erinnerungen, er wurde zum Pazifisten. In dieser Haltung wurden meine Geschwister und ich erzogen.“ Für Alan Smith ist klar: er will diesen Auftrag unbedingt erfüllen, im Zeichen der Reue seines Vaters ein Symbol der Versöhnung schaffen. Doch wie würden andere Kriegsüberlebende diese Nachricht aufnehmen? „Als bekannt wurde, dass ich, der Sohn eines Bomberpiloten, das Kreuz für die Kirche schmiedete, stürzten sich alle auf diese Geschichte. Das erste Staunen wich einer sehr positiven Reaktion. Selbst die Kriegsveteranen aus meinem Land, die mit meinem Vater gedient hatten, klopften mir zustimmend auf die Schulter. Erzählten mir vieles über die Vergangenheit, über den Krieg. Sie hatten so viele Jahre darüber geschwiegen.“

Seit 2004 schmückt das mit 24 Karat Blattgold überzogene Turmkreuz die wiedererbaute Frauenkirche. Doch die Zerstörung und Verwüstung, die der 2. Weltkrieg in ganz Europa auslöste, wollen wir nicht vergessen. Beim Wiederaufbau fanden Bauarbeiter das überraschend gut erhaltene alte Turmkreuz, das bis heute am Ausgang B steht. Hier kannst du ein Gebet für das Ende von allen Kriegen sprechen und eine Kerze in Gedenken an die Opfer von Gewalt anzünden.

Alan Smith verstarb 2013, die Arbeit am Turmkreuz der Frauenkirche prägte ihn jedoch Zeit seines Lebens: „Ich habe schon mit Gold, Diamanten und Edelsteinen gearbeitet, Schmuckstücke für Königshäuser und arabische Herrscher gefertigt, Staatsgeschenke für die höchsten Würdenträger der Welt geschmiedet. Aber dieses sieben Meter hohe vergoldete Kreuz aus Stahl ist die Krönung meiner Laufbahn. Es war wie die Fertigung eines sehr komplizierten Puzzles, in dem sich die Vergangenheit und die Zukunft nahtlos ineinanderfügen.“

Hat der Erfahrungsweg deinen Aufenthalt in der Frauenkirche bereichert?

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Bauwerk

Neues Turmkreuz

Ganz oben über der Kuppel und der Laterne der Frauenkirche strahlt das neu gefertigte Turmkreuz. Auf ganz besondere Wiese versinnbildlicht es die Kraft der Vergebung. Gestiftet vom britischen Volk und dem Königshaus Großbritanniens und gefertigt vom Sohn eines Piloten, der Dresden einst bombardierte, ist es das wohl markanteste Versöhnungszeichen.

Am 13. Februar 2000, dem 55. Jahrestag der Zerstörung Dresdens, übergab der Herzog von Kent das von britischen Spenden finanzierte neue Turmkreuz der Dresdner Frauenkirche. Geschaffen wurde das Turmkreuz als originalgetreue Kopie des alten geborgenen Kreuzes vom Silberschmied Alan Smith. Am 22. Juni 2004 wurde es zusammen mit der Laternenhaube auf seinen exponierten Standplatz gehoben und kündet seither von der Kraft eines versöhnten Miteinanders.