Geschichte
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Erfahrungsweg

Hingen hier auch Hakenkreuzfahnen? ...die Frauenkirche zur NS-Zeit

Kreuze mit Haken

Während die Frauenkirche restauriert wird, brennt am 8. November 1938 in Dresden die Synagoge.

„Mit Luther und Hitler für Glauben und Volkstum!“ so veröffentlichte schon 1933 der Landesbischof Friedrich Coch ein Dekret, auf der sich ein Hakenkreuz um ein christliches Kreuz schlingt.

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Wie viel Prozent der Stimmen erhielten 1933 die Deutschen Christen in den Kirchgemeindewahlen?

Mit einer derartigen Unterstützung von der Basis beschloss die Landessynode der Sächsischen Landeskirche damals ohne Widerrede 28 Thesen, in denen es u.a. heißt: „Die Volkskirche bekennt sich zu Blut und Rasse“. Im Laufe der Jahre wurden Pfarrer und Beamte „jüdischer Herkunft“ oder jene, die mit Jüdinnen verheiratet waren, aus dem Dienst entlassen (sogenannter Arierparagraph). Als jüdisch markierte Menschen durften nicht mehr getauft werden. Selbst hebräische Wörter wie „Halleluja“ wurden aus den Liturgien entfernt. So stand die Evangelische Kirche nicht nur neben der nationalistischen und antisemitischen Politik der 1930-er Jahre, sondern brachte sie kulturell voran und trug zur Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen bei, die nicht „deutsch“ genug waren oder explizit als „jüdisch“ markiert wurden.

...aber gab es da nicht diesen Kirchenkampf?

Pfarrer wie Pastor Martin Niemöller oder Dietrich Bonhoeffer sind vielen von uns heute Vorbilder im Glauben, weil sie den Pfarrernotbund gründeten, woraus die Gemeindebewegung der Bekennenden Kirche entstand. Diese wehrte sich gegen die Gleichschaltung durch den nationalsozialistischen Staat. Auch in der Frauenkirche blieb einer der Pfarrer, Hugo Hahn, standhaft und wurde wegen seiner widerständigen Meinungen und Unternehmungen verhaftet und von der Gestapo verhört, zwangsbeurlaubt und 1938 schließlich seines Amtes enthoben und polizeilich aus Sachsen ausgewiesen. Er hatte außerordentliche Bibelstunden, Gemeindeausflüge und Vorträge organisiert und äußerte sich öffentlich immer wieder kritisch gegen Beschlüsse wie den o.g. Arierparagraphen. Die Bibelstunden der Bekennenden Kirche unter Hahn hatte zeitweise über 600 Besucher und Besucherinnen. Aber auch in diesen Bibelstunden beschwerten sich Gemeindeglieder über die Anwesenheit einer Judenchristin.

Die Machtkämpfe zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche sind heute unter dem Stichwort „Kirchenkampf“ bekannt. Der Kampf galt jedoch vor allem der Selbstständigkeit/Unabhängigkeit der Kirche gegenüber dem Staat. Nicht alle in der Bekennenden Kirche waren grundsätzlich kritisch gegenüber dem grassierenden Antisemitismus oder antifaschistisch eingestellt - Hugo Hahn sah in Hitler lange Zeit einen „Wundermann“, wie er selbst formulierte. Auch Pastor Niemöller gab zu Protokoll, dass ihm Juden „unsympathisch und fremd“ seien. All diese Figuren der Bekennenden Kirche wurden aufgrund ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verfolgt und teilweise ermordet. Widerstand im Nationalsozialismus hatte jedoch viele Gesichter und Facetten.

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